Jeder Mensch bewegt sich in seiner Komfortzone – einem Bereich, in dem alles vertraut und vorhersehbar ist. Doch außerhalb dieser Zone beginnt Wachstum. Zwei bekannte Modelle beschreiben diesen Entwicklungsprozess unterschiedlich: Eines unterscheidet drei, das andere vier Zonen. Welches Modell macht für das Gesundheitswesen mehr Sinn? Und wie zeigt sich das in der Praxis?
Das 3-Zonen-Modell: Komfortzone, Lernzone und Panikzone in der Arztpraxis
Dieses Modell geht davon aus, dass wir uns in drei Zuständen befinden können:
- Komfortzone: Hier fühlen wir uns sicher und routiniert. In einer medizinischen Praxis bedeutet das den gewohnten Arbeitsablauf – die Anmeldung managen, Untersuchungen vorbereiten, Rezepte ausstellen. Alles läuft nach Plan, und es gibt kaum Weiterentwicklung.
- Lernzone: Wer sich aus der Komfortzone wagt, kann Neues lernen. Eine Medizinische Fachangestellte, die sich zur Praxismanagerin weiterbildet, betritt die Lernzone. Auch Ärztinnen und Ärzte, die ihre Praxis umstrukturieren oder ihre Führungskompetenzen stärken wollen, bewegen sich in diesem Bereich. Es ist herausfordernd, aber mit etwas Übung und Unterstützung bewältigbar.
- Panikzone: Wenn eine Aufgabe zu groß erscheint, kommt Angst ins Spiel. Ein Beispiel wäre eine neue Praxissoftware, die plötzlich eingeführt wird, ohne dass das Team darauf vorbereitet ist. In der Panikzone ist Lernen kaum noch möglich – man fühlt sich überfordert und blockiert.
Das 4-Zonen-Modell: Eine Stufe mehr für nachhaltiges Wachstum
Das 4-Zonen-Modell fügt eine zusätzliche Stufe hinzu:
- Komfortzone – wie oben beschrieben.
- Angstzone: Bevor das Lernen beginnt, gibt es oft eine Phase der Unsicherheit. Hier tauchen Selbstzweifel auf im Sinne von „Schaffe ich das?“. Beispielsweise, wenn eine langjährige Fachkraft plötzlich Führungsverantwortung übernehmen soll oder eine Ärztin sich entscheidet, eine eigene Praxis zu gründen.
- Lernzone: Mit Unterstützung und Zeit wächst das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Neue Kompetenzen entstehen.
- Wachstumszone: Hier werden Herausforderungen gemeistert, und persönliche oder berufliche Entwicklung findet nachhaltig statt. Eine Praxisleitung, die gelernt hat, ihr Team effektiv zu führen, erlebt hier einen echten Erfolgsmoment.
Warum ist dieses Modell für Führungskräfte so wichtig?
Ich erlebe immer wieder, dass Führungskräfte im Gesundheitswesen – ob Ärztinnen, Ärzte, Praxismanager:innen und Stationsleitungen oder Pflegedienstleistungen – oft in der Komfortzone verharren, weil der Arbeitsalltag ohnehin schon fordernd genug ist. Doch wer eine Praxis oder ein Team erfolgreich führen will, muss sich bewusst in die Lern- und Wachstumszone begeben. Besonders in der Teamentwicklung spielt dieses Wissen eine große Rolle. Wenn ich als Führungskraft erkenne, wo sich mein Team gerade befindet, kann ich gezielt unterstützen, Ängste abbauen und den Übergang in die Lernzone erleichtern.
Fazit: Bewusst durch die Zonen navigieren
Wer wachsen will, muss die Komfortzone verlassen – aber nicht direkt in die Panikzone springen! Ein strukturiertes Heranführen an neue Aufgaben, zum Beispiel durch Coaching, Mentoring oder Weiterbildungen, kann den Übergang erleichtern. Besonders im Gesundheitswesen, wo Verantwortung und Emotionen eine große Rolle spielen, ist das Wissen um die eigenen Zonen der Entwicklung ein wertvolles Werkzeug.
Wo befinden Sie sich gerade? Und wie können Sie Ihre Lern- und Wachstumszone gezielt betreten?
Wenn Sie mehr dazu erfahren wollen, nehmen Sie gerne Kontakt mit mir auf!
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