Blog-Beitrag
Konfliktmoderation in der Arztpraxis – Ein Praxisbeispiel, das Mut macht
// Veröffentlicht: 22. September 2025
// Kategorien: Konflikte | Praxisbeispiel
Arzt sieht nach Konfliktmoderation zufrieden aus

Stress, schlechte Stimmung und Konflikte  Arzt sieht nach Konfliktmoderation zufrieden aus

Kommt Ihnen das bekannt vor? Sie sehen Ihr Team jeden Tag, doch irgendwie reden Sie kaum noch über das Wesentliche. Teambesprechungen fallen regelmäßig aus, kleine Unstimmigkeiten schwelen im Hintergrund und am Ende sind alle unzufrieden. Genau so erging es einem Praxisinhaber, mit dem ich gearbeitet habe – und seine Geschichte zeigt, wie schnell sich Missverständnisse aufbauen können, und auch, wie sich die Situation wieder lösen lässt.

Wenn tägliche Nähe nicht mehr reicht

Auf den ersten Blick lief in dieser Hausarztpraxis alles normal: Ein engagierter Inhaber, ein angestellter Arzt, ein erfahrenes MFA-Team. Alle kamen regelmäßig zur Arbeit und erledigten ihre Aufgaben. Doch irgendwann war die Stimmung gekippt.

„Obwohl wir uns jeden Tag sehen, fühlen wir uns nicht mehr verbunden. Wie kommt das?“ fragte der Praxisinhaber.

Was war passiert? Durch Wechsel im Team und die zunehmende Bürokratie war der regelmäßige Austausch immer wieder ausgefallen. Und alle wirkten nach und nach gehetzt. Offene Punkte blieben offen, kleine Unstimmigkeiten wurden nicht besprochen. Nach und nach baute sich ein Kommunikationsdefizit auf. Die Ärzte hatten das Gefühl, dass die MFAs nicht genug Eigeninitiative zeigten. Die MFAs wiederum fühlten sich übergangen und kaum gehört.

„Die wichtigen Dinge landen nie auf dem Tisch – und ich will auch nicht dauernd stören.“ so brachte es eine MFA auf den Punkt.

Das Ergebnis: Frust auf allen Seiten.

Der Wendepunkt: Ein Teamcoaching

An diesem Punkt entschied sich der Praxisinhaber für ein moderiertes Teamcoaching. Das Ziel war klar: die Kommunikation wieder in Gang bringen, Verständnis füreinander wecken und neue, verbindliche Strukturen schaffen.

Das Coaching lief so ab:

  • Alle kamen zu Wort. Jeder schilderte seine Sicht – ohne Unterbrechungen und Schuldzuweisungen.
  • Die anderen hörten aktiv zu. Die Ärzte verstanden, wie belastend fehlende Informationen für die MFAs waren. Und die MFAs erkannten, wie sehr die Bürokratie sie alle in Atem hielt. Außerdem fehlte eine Sprecherin, die die Belange der MFAs mit dem Inhaber auf dem kleinen Dienstweg besprechen konnte.
  • Konkrete Vereinbarungen wurden getroffen. Gemeinsam beschloss das Team, feste Teambesprechungen einzuführen: kurz und regelmäßig und immer mit derselben Struktur. Auch, wenn nicht alle anwesend sind. Damit keine Ideen und Infos verloren gehen, wird ein Ergebnis-Protokoll erstellt.
  • Eine Sprecherin wurde gewählt. Eine MFA übernahm die Rolle als Sprachrohr des Teams, um Anliegen strukturiert einzubringen.
  • Verantwortlichkeiten wurden geklärt. Es wurde gemeinsam festgelegt, wer wofür zuständig ist und bis wann welche Aufgaben erledigt sein müssen. Dabei helfen To-Do-Listen. Jetzt können alle nachvollziehen, wer was erledigt.

 

Die Ergebnisse der Modaration sind spürbar und nachhaltig

Schon nach wenigen Wochen war die Veränderung deutlich:

  • Kleine Probleme wurden sofort geklärt, statt sich aufzuschaukeln.
  • Die MFAs fühlten sich ernst genommen, die Ärzte entlastet.
  • Die Stimmung war insgesamt entspannter. Konflikte werden schnell offen angesprochen.
  • Und am wichtigsten: Die Patienten profitierten von einer besser abgestimmten Zusammenarbeit.

„Es ist, als ob ein Knoten geplatzt wäre“, sagte eine MFA nach der zweiten Teamsitzung.

 

Praxis-Tipps für Sie als PraxisinhaberIn

Was können Sie aus diesem Beispiel mitnehmen?

  • Schaffen Sie feste Austauschzeiten. Auch 20 Minuten pro Woche reichen, wenn sie verbindlich sind.
  • Geben Sie allen eine Stimme. Eine MFA-Sprecherin oder ein -Sprecher ist Gold wert.
  • Bleiben Sie dran. Ein erstes Coaching ist der Start – Nachhaltigkeit entsteht durch Wiederholung.
  • Lassen Sie sich begleiten. Eine neutrale Moderation sorgt dafür, dass Spannungen sich lösen, ohne neue Konflikte zu entfachen.

Fazit

Konfliktmoderation in einer Arztpraxis bedeutet nicht, dass „alles schlimm ist“. Sie ist ein Werkzeug, um die Zusammenarbeit wieder in Balance zu bringen. Gerade in Zeiten von Fachkräftemangel und hoher Belastung lohnt es sich, Kommunikation nicht dem Zufall zu überlassen.

Denn: Ein starkes Team entsteht nicht nebenbei – es braucht Aufmerksamkeit, Struktur und manchmal auch einen Anstoß von außen.

Ein nächster möglicher Schritt

Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihr Team zwar funktioniert, aber nicht wirklich zusammenarbeitet, lohnt sich ein Gespräch. In einem unverbindlichen Austausch können wir gemeinsam herausfinden, welche Schritte für Ihre Praxis sinnvoll sind.

Kontaktieren Sie mich gerne für ein Erstgespräch – damit Ihr Team wieder mit Freude, Klarheit und Stärke zusammenarbeitet.

 

 

Fotocredit: Евгения von Pixabay